Ohrakupunktur
Die Ohrakupunktur wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den französischen Arzt Nogier
entwickelt. Im Jahre 1956 stellte Dr. Paul Nogier seine Form der Ohrakupunktur, auch Aurikulotherapie
genannt, erstmals auf einem Akupunkturkongress in Marseille vor.
In China nimmt die Ohrakupunktur inzwischen den gleichen Stellenwert ein, wie die Körperakupunktur.
Im Gegensatz zur Körperakupunktur wurde die Ohrakupunktur in China über Jahrhunderte
nicht weiterentwickelt. Erst durch die Veröffentlichungen von Nogier erfuhr die Ohrakupunktur innerhalb
der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Renaissance. Die Ohrakupunktur wurde allerdings sehr stark an
chinesische Verhältnisse angepasst. Die Chinesen arbeiten mit festdefinierten Punkten bzw. Arealen im Ohr.
Deshalb ist die chinesische Ohrakupunktur eine rein therapeutische Maßnahme, während mit der französischen
Ohrakupunktur eine präzise Diagnostik möglich ist.
Bei der französischen Ohrakupunktur werden gestörte Areale über den Puls (Pulsreflex, Pulsveränderung) gesucht.
Dr. Nogier untersuchte im Jahr 1968 eine Patientin mit einer rechten Hüftarthrose. Er tastete den Puls und ließ
gleichzeitig die Patientin ihr rechtes Bein bewegen. Als er dann die Ohrmuschel berührte, änderte sich
der Pulsschlag. Er hatte den RAC, den reflexe auriculo cardiague, wie er ihn nannte, entdeckt.
Nogier entdeckte, dass die Widerspiegelung des Körpers im Ohr einem Embryo in Kopflage gleicht. Auf dem Ohrläppchen
liegt der Kopf mit dem Augenpunkt - meist die Stelle von Ohrringlöchern. Die Wirbelsäule biegt sich
der äußeren Knorpelfurche des Ohres entlang hoch, im oberen Teil des Ohres befinden sich die angewinkelten
Beine, die Organe liegen im Inneren der Ohrmuschel. Da die über 100 Akupunkturpunkte des Ohres sehr nah
beieinander liegen und sehr empfindlich sind, ist punktgenaues Stechen mit extradünnen Nadeln notwendig.
Ohrakupunktur wird als eigenständiges oder ergänzendes Verfahren angewendet. Auch hier gilt eine
Behandlungsdauer von 20 bis 30 Minuten. In einzelnen Fällen können Dauernadeln gesetzt werden. Diesem
Verfahren sagt man eine Verstärkung der Wirkung nach. Es handelt sich hierbei um winzige Stahlnadeln, die mittels Heftpflastern
aufgeklebt werden und über mehrere Tage getragen werden können. In neueren Verfahren werden die
Ohrakupunkturpunkte auch mittels Strom, Erwärmung oder Laser stimuliert.
Eine weitere Methode der Stimulation von Akupunkturpunkten am Ohr ist das Aufbringen von Samenkörnern.
Kleine runde Samenkörner werden völlig schmerzfrei auf bestimmte Ohrpunkte geklebt und ab und zu vom Patienten
selbst gedrückt. Diese schmerzfreie Form ist besonders für Kinder oder schmerzempfindliche Patienten
geeeignet.
Je nach Beschwerdebild wird entschieden, ob eine Ohrakupunktur oder eine Kombination aus Ohr- und
Körperpunkten durchgeführt wird.